HI!

Hallo,
heute ist ein Tag gekommen, an dem ich von einer kleineren Veränderung berichten muss!

Dazu einen kleinen Ausflug in meinem Leben.

Ich wuchs als ganz normaler Junge auf einem ganz normalen kleinen Dorf auf. Ich wurde wohlgehütet zu damaligen Zeiten in diesem Dorf ungewöhnlich alleinerziehend großgezogen. Ich wurde modern und einigermaßen geschlechtsneutral erzogen. Das änderte sich natürlich durch einen evangelischen Kindergarten und einen sehr dörflich geprägten Umgang. Ich liebte immer Technik und Puppen.

In der Pubertät und auf einer kleinen Schule mit einem Durchschnittsalter der Lehrkräfte um die 50 genoss ich einen nicht sehr aufklärerischen Unterricht. Irgendwann kam der Tag, an dem wir eine sehr junge Biologielehrerin hatten. Sie hatte wohl vom Kollegium die undankbare Aufgabe bekommen, den Sexualunterricht zu geben und hier hörte ich das erste Mal den Begriff Transsexualität und wusste fast schlagartig, was mit mir los ist. Und gleichzeitig gab es in der Klasse eine hämische, abwertende, hasserfüllende und diskriminierende Reaktion, so dass mir klar war: ich darf niemandem davon erzählen -ich muss ein richtiger MANN werden.

So gingen die Jahre in das Land. Ich machte, was Männer machen müssen: Studieren, Abschlüsse, Arbeiten, geile Projekte, der Geilste sein, drei Tage Bart tragen, hart sein. All das fühlte sich irgendwie nie richtig an aber Alternativen gab es auch nicht. Aber mir ging es nie wirklich gut – vor fünf Jahren fand ich wieder zurück und ich fand zurück zu meiner so schön verdrängten und verschlossenen Geschichte – und ich tauchte das erste Mal in die theoretische Welt des Geschlechtes ein und war mir nicht sicher, was ich bin, lernte neue Dinge, kaufte mir mein erstes Kleid, meinen ersten Rock, den ersten BH und mehr und mehr wurde ich mehr ich und irgendwann hatte ich mich gefunden: ich war Anna.

Und dann fing es eigentlich erst richtig an – bin ich wirklich richtig – Zweifel – oft ging es mir schlecht – wusste nicht weiter – war mir unsicher – konnte nicht darüber sprechen – zu viel Ballast war noch da – es war ein harter Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist aber auf deiner Konferenz am Empfang zu stehen und das erste Mal als das angesprochen zu werden, was ich bin, eine Frau, und das richtig beschriftete. Badge in die Hand zu bekommen, das ist einer der großen Momente. Und ich war mir endlich klar: Ich bin Anna. Ich bin eine Frau. Ich bin transident (anderer bzw. meiner Meinung nach besserer Begriff für Transsexualität)

Heute ist der Tag, an dem kann und will ich nicht weiter jemanden spielen, der ich gar nicht bin, sondern ich will ehrlich zu Euch und mir sein und so will ich mich nicht länger verstecken: ab heute bin ich Anna.

was sich ab sofort ändert

  • Mein Name: Anna Roth
  • Meine Anrede: Frau
  • Mein Pronomen: sie / ihrer / ihr / sie
  • Meine Toielettentüre: Damen


Wenn Ihr Fragen habt, dann fragt mich gerne. Wenn ihr mich nicht direkt fragen wollt, könnt ihr auch einfach unter curiouscat.me/andereAnna anonym eure Fragen reintippen. Ich werde sie beantworten oder sagen, dass ich es nicht beantworten will.

Für ganz viel mehr Infos gibt es eine schöne Seite und zwar diese hier:
Das Geschlecht sitzt nicht zwischen den Beinen.

Anna auf dem Barcamp Rhein-Neckar

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Kategorisiert in Allgemein

2 Kommentare

  1. Liebe Anna,
    deine Geschichte, die ich bisher nur teilweise kannte, berührt mich. Danke, dass du mich teilhaben lässt an deinem Leben.
    Ich habe mir schon oft Gedanken gemacht, wie viel Kraft du gebraucht hast und immer noch brauchst, um mit deiner so viel komplizierteren Lebenssituation zu „funktionieren“ wie alle Menschen, die dieses Problem nicht haben und keine Ahnung haben, um wie viel einfacher es sich lebt, wenn man im Körper eines Mädchens geboren wurde und sich auch so fühlt.
    Ich wünsche dir freundliches und liebevolles Verständnis, wenn der Tag, an dem du offen mitteilst, dass du Anna bist, gekommen ist. Du hast einen Freundeskreis, der zuverlässig ist und dich so liebt und wertschätzt wie du bist. Ich hoffe, es kommen noch weitere Menschen dazu, die Dir gut tun.
    Alles Gute auf deinem Weg, der hoffentlich nicht immer steinig sein wird!
    Anna

  2. Liebe Anna,
    ich freue mich mit Dir, dass es jetzt so weit ist, dass du ungetarnt Anna sein kannst. Dein Weg war bis zu diesem Punkt war nicht leicht und hat große Mengen an Kraft und Mut erfordert.
    Was ich dir von ganzem Herzen wünsche ist, dass du bald ganz „eins mit deinem Leben als Anna“ bist und dich darin wohl fühlst. Dass du Sorgen, die dich lange begleitet haben abwerfen kannst und eine neue Lebensqualität genießen kannst.
    Ich freue mich immer wieder, wenn ich dich sehe weil ich dich vom ersten Moment an mochte. Außerdem bist die erste transiente Frau in meinem Leben, die ich kenne und ich freue mich, dass ich dir die eine oder andere Frage stellen durfte. Wenn man in dem Körper, in den man mit seinem Seelenleben passt aufwächst, ist es nicht ganz leicht sich vorzustellen, wie es sich anfühlt, wenn es anders ist.
    Aber ganz abgesehen von aller Anstrengung und allem Wandel, den du durchlebt hast: du warst und bist einfach ein lieber Mensch: humorvoll, hilfsbereit, lebendig – bleib einfach so und werde glücklich♥️
    Alles Gute wünscht dir Anna (aus der Generation davor)‍♀️

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